Hohensachsen: Barock en Miniature

Die kleine katholische Kirche von Hohensachsen ist ein barockes Schmuckstück.

Der Weg auf den Äpfelberg führt mit jedem Schritt weiter zurück in die Vergangenheit. Erst verschwindet das Dorf, dann das Pflaster, und schließlich ist nur noch Erde übrig. Festgetreten von unzähligen Pilgern, die in den letzten 1250 Jahren hier heraufgestiegen sind. Man öffnet ein spitzbogiges Tor und tritt ein in einen spirituellen Urort.

Der alte Friedhof von Hohensachsen thront regelrecht über der Landschaft. Im 8. Jahrhundert stand hier ein Kloster. Später eine Wallfahrtskirche, geweiht dem heiligen Jakobus. Die beginnende Neuzeit hat sie verfallen lassen. Erst als der arme Kanonikus Heinrich Hensler auf seinem Weg hinauf zur Messe tödlich verunglückte, wurde eine neue Kirche gebaut. Unten im Dorf. Sie ist ein barockes Schmuckstück. Zu Gast in Hohensachsen, dem vielleicht ältesten Ort an der Bergstraße. 

Was man ihrem schlichten Äußeren nicht ansieht.

Noch heute kann man von Hohensachsen auf dem Jakobsweg bis zur Kathedrale von Santiago di Compostela pilgern

Die frühen Christen besaßen ein natürliches Gespür für die Spiritualität eines Ortes. Weshalb das Jakobskirchlein von Hohensachsen, 340 Meter hoch gelegen, das gesamte Mittelalter hindurch das geistliche Zentrum der drei Sachsendörfer war. Noch heute kann man von hier aus auf dem Jakobsweg bis Santiago di Compostela pilgern.

Bilder von der „Kirche auf dem Berg“, wie sie genannt wurde, gibt es nicht. Aber sie hatte wahrscheinlich eine große Ähnlichkeit mit dem Kirchlein von Heiligkreuz. Es ist das älteste Gotteshaus der Region, das noch existiert. Die „Saasener“ Kirche haben die Kriege geschleift. Die  Bauern haben sie als  Steinbruch benutzt. 1815 hat man auch die Turmruine abgerissen. 

Von außen wirkt das Kirchlein unscheinbar. Doch sobald sich die Tür öffnet, steht man mitten in der Pracht des Barock.

Da stand die neue Jakobskirche unten im Tal schon einige Jahrzehnte. 1772, nach dem unglücklichen Sturz des armen Pfarrers Hensler, stimmten endlich auch der Kurfürst einem Neubau zu. Im modernen barocken Stil. Hohensachsen zählte damals 674 Seelen in 119 Häusern. Hinzu kamen ein Pfarr- und zwei Schulhäuser sowie sechs Mühlen. Tüchtiger Apfelbach. 

Die Madonna stammt aus der ehemaligen Weinheimer Karmeliterkirche.

Die „neue“ St. Jakobus-Kirche ist ein Wunder. Wer vom alten Friedhof absteigt, erkennt lange nur die Spitze ihres achteckigen Dachreiters. Das Sandsteinkirchlein selbst liegt tief drin im Bachtal, eng angeschmiegt an ein breitschultriges Pfarrhaus. Doch sobald man die Tür öffnet, steht man mitten in der Pracht des Barock. Es ist strahlend hell. Gold schimmert. Die Madonna, die Engel, die Altäre gehören zum Feinsten, was die Region zu bieten hat. Keine Frage: St. Jakobus ist der Beweis dafür, dass Hohensachsen die Fähigkeit besitzt, immer zum richtigen Zeitpunkt den Finger zu strecken. 

In der massiven Kirche von Leimen wirkte der zierliche Hochaltar völlig verloren. Nach Hohensachsen passt er perfekt.

Den barocken Hochaltar ziert eine moderne Jakobstatue.

Die beiden eleganten barocken Seitenaltäre nämlich standen ursprünglich in der Weinheimer Karmeliterkirche. Als diese 1910 abgerissen wurde, griff Hohensachsen zu und besitzt seither eine der schönste Madonnen der Region. Der Hochaltar ist von noch edlerer Herkunft. Er wurde 1770 geschaffen als Seitenaltar für das ehemalige Benediktinerkloster Schloss Bürgeln im Markgräflerland bei Lörrach. 1920 kam der Altar in die massive katholische Kirche von Leimen, wo der zierliche Gabentisch völlig verloren wirkte. Weshalb die Leimener ihn unbedingt wieder loswerden wollten. Hohensachsen war zur Stelle. Und siehe da: Zu St. Jakobus passt der Altar perfekt. 

Manchmal, wenn es ganz still ist, spürt man mitten im Barock die Urkraft des heiligen Berges.

1996 hat man ihn auch noch mit einer Jakobstatue geschmückt. Inklusive Wanderstab, Hut und Muschel. Damit ist der Altar für immer in Hohensachsen angekommen.

Der moderne Jakobus blickt auf ein schönes Taufbecken aus Sandstein, das noch aus der alten Kirche stammt. Und manchmal, wenn es ganz still ist, glaubt man tatsächlich mitten in all dem Barock einen Hauch von der Urkraft des Äpfelbergs zu spüren. 

Kirchenfakten

Name: St. Jakobus
Adresse: Talstraße 19, 69469 Weinheim
Konfession: katholisch 
Baujahr: 1772
Baustil: Barock
Kunstschätze: 
– Barocker Hochaltar, zwei barocke Seitenaltäre, moderner Zelebrationsaltar
– Kruzifix vom früheren Hochaltar im Chor
– Barocke Statuen von Josef und Maria auf den Seitenaltären, barocker Nepomuk im Langhaus (alle von 1735)
– Kanzel und Mariengemälde aus dem 17. Jahrhundert
– Taufstein aus dem 16. Jahrhundert 
– Moderne Orgel der Firma Göckel mit 2 Manualen, 18 Registern und 1040 Pfeifen 
Öffnungszeiten: nach Vereinbarung
Kontakt: Pfarrbüro St. Jakobus, Talstraße 17, 69469 Weinheim
Telefon:06201 / 991660
E-Mail: stjakobus@se-wh.de
Internet: www.kath-weinheim-hirschberg.de

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