Die schwere Eichentür knarzt, dann fällt sie dumpf ins Schloss. Es klingt irgendwie endgültig. Wie still es hier ist. Nicht einmal der Lärm der Durchgangsstraße durchdringt die uralten Mauern. Fehlt nur noch der Gesang der Mönche, doch den gibt es hier nicht mehr.
Kloster Schönau fiel nach der Reformation in die Hände calvinistischer Glaubensflüchtlinge aus Belgien. Sie zerlegten die romanische Schönheit Stein um Stein, um daraus kleine Häuschen zu bauen. Nur das Herrenrefektorium hat als evangelische Kirche überlebt. Ein wunderbares Beispiel für die Schönheit des Übergangs von der Romanik zur Gotik.
Die Zisterzienser schliefen kaum, aßen selten und sprachen nie. Sie beteten.
Europa im frühen Mittelalter. Ein endloser Urwald, dem die Menschen in harter Arbeit schmale Felder abrangen. Oft war die Mühe vergeblich. Unwetter vernichteten Ernten, Seuchen rafften Familien dahin. Der Tod war allgegenwärtig, das Jüngste Gericht auch. Aus dieser Stimmung heraus entstandt 1098 im französischen Burgund ein neuer, radikaler Orden.
Die Zisterzienser schliefen kaum, aßen selten und sprachen nie. Sie beteten, still und asketisch. Das traf den Nerv der Zeit. Wie ein Flächenbrand breitete sich die Zisterziensische Bewegung über Europa aus.
1142 erschienen auch im Dom zu Worms zwölf Zisterzienser. Bischof Buggo II. möge ihnen doch ein Kloster stiften. Buggo tat sogar noch mehr: Er erwählte die neue „Zisterze“ zu seiner Grablege. Als Standort erwählte man eine Lichtung, genannt „die schöne Au“, im Tal der Steinach mitten im Odenwald. Die nächste menschliche Ansiedlung lag zwei Tagesmärsche entfernt.
Kein Kapitell gleicht dem anderen. Die Pilaster umkränzt ein Kosmos von Blättern.
„Schönau“ entwickelte sich zur Erfolgsgeschichte. Bald war es das reichste Kloster der Kurpfalz mit fast 300 Mönchen. Während die Patres beteten, bestellten Laienbrüder die Ländereien. Hinter der Klostermauer gab es Werkstätten, Mühlen und Fischteiche. In der Mitte der Zisterze erhob sich eine gewaltige romanische Basilika. Man darf sie sich fast so groß vorstellen wie die Heidelberger Heiliggeistkirche, allerdings ohne Turm und ohne Schmuck. Bilder und Figuren, Gold und farbige Fenster lehnten die Zisterzienser ab. Lediglich die Steinmetze hatten Spielraum. Im Herrenrefektorium, dem Speisesaal der Mönche, gleicht kein Kapitell dem anderen. Die Pilaster sind umkränzt von einem Kosmos von Blättern und Girlanden.
Zehn Jahre arbeiteten die Wallonen an der Demontage des Klosters. Restlos gelungen ist sie nicht.
Das Herrenrefektorium entstand um 1240. Die Zeit des Übergangs. Noch stützen trutzige Pfeiler die Sandsteinmauern von außen, doch im hellen Innenraum steigt das Kreuzrippengewölbe schon hinauf zum Himmel. Und die runden Fenster ziert gotisches Maßwerk.
Heute betet man umgeben von romanischen Grabsteinen mit Blick auf eine spätgotischen Priestersitz aus poliertem Holz. Nur die Farbigkeit des Raumes ist nicht monastisch. Sie stammt aus der Zeit der Wallonen um 1590. Zehn Jahre arbeiteten die 35 Tuchmacherfamilien aus Lüttich an der Demontage von Kloster Schönau. Restlos gelungen ist sie nicht. Überall in Schönau kann man noch romanische Reste entdecken. Hier ein Brunnen, da ein Gesims, dort ein Torbogen. Es lohnt, sich auf die Suche zu machen.
Kirchenfakten |
Name: Evangelische Stadtkirche Schönau |