Heppenheim: Der Dom der Bergstraße

Die gewaltige Pfarrkirche St. Peter hat die Ausmaße einer Kathedrale.

Mit jedem Schritt weg von der Bergstraße wird Heppenheim schöner. Das Getöse der Autos verstummt, die Betonbauten verschwinden. Bald geht man auf Kopfstein durch verwinkelte Gassen, die gesäumt sind von wunderbar saniertem Mittelalter. Der Weg steigt stetig an, bis er sich auf das herrschaftliche Fachwerk des alten Marktes öffnet. Und plötzlich sieht man sie: Die katholische Pfarrkirche St. Peter. Sie ist riesig.

Ein gewaltiges neugotisches Gotteshaus mit zwei Türmen, unzähligen Erkern und einer haushohen Kuppel. Der „Dom der Bergstraße“ sagt man hier stolz. Ein Abstecher nach Hessen.

Für die Frühzeit war Heppenheim das Paradies. Weil es den Menschen hier an nichts fehlte.

Wenn man die Menschen der Frühzeit gefragt hätte, wo das Paradies liegt, hätten sie ohne Zögern auf Heppenheim gedeutet. Weil es hier an nichts fehlte. Das Klima war mild, der Löß fruchtbar, an den Hängen wuchs Wein, der Odenwald lieferte Holz, Wild und Sandstein. Und gleich drei Bäche strömten glasklar hinaus in die Ebene. Ein Dorado für Müller.

Der strahlende Chor ist das Herzstück der Basilika. Die Reliefs im Hochaltar lassen sich drehen.

Die Franken bauten um 755 in Heppenheim ein erstes Petrus-Kirchlein, exakt an der Stelle, wo heute der „Dom“ steht. Dann kam das Kloster Lorsch. 

Die Benediktinerabtei, 764 gegründet und geleitet von einem Fürstabt, hatte sofort riesigen Zulauf. Weshalb sie kurzerhand den nahegelegenen Heppenheimer Paradiesgarten für sich beanspruchte. 1065 ließ der Fürstabt Heppenheim sogar mit einer Mauer befestigen und die Starkenburg errichten. Sie war die erste Höhenburg an der Bergstraße und wurde nie eingenommen. Heute ist sie Jugendherberge. 

Zum Gottesdienst steigen die Heppenheimer hinauf zum höchsten Punkt ihrer Stadt.

Die Reformation beschleunigte das Ende von Kloster Lorsch. 1621 wurde die Abtei weitgehend abgerissen. Die Stadt Heppenheim kam zum Bistum Mainz, was den „Hepprumern“ sehr gefiel, weil sie noch immer katholisch glaubten. 

Die Gottesmutter umrahmt von Katharina und Barbara. Ein Original aus dem 15. Jahrhundert.

Zum Gottesdienst stieg man hinauf zum höchsten Punkt der Altstadt, wo seit dem 8. Jahrhundert eine zarte karolingische Sandstein-Basilika stand. St. Peter war die älteste Kirche der Bergstraße und besaß einen filigrane Spitzturm. Das Untergeschoss dieses Turms ist noch erhalten. Wenn man genau hinsieht, entdeckt man uralte Schriftzeichen im Stein. 

Der Bischof geriet regelrecht ins Schwärmen: „Im reichen Gottesgarten der Bergstraße hat Menschenhand einen Dom errichtet.“

Im 20. Jahrhundert kam die Eisenbahn an die Bergstraße. Ihr folgte die Industrie. Um 1900 zählte Heppenheim erstmals mehr als 6000 Einwohner, 90 Prozent davon glaubten katholisch. Das karolingische Gotteshaus war diesem Ansturm nicht mehr gewachsen. Eine neue Kirche musste her. Und zwar schnell. 

Die bildhübsche gotische Steinmadonna stammt wohl aus der Vorgängerkirche.

Um den Bau von St. Peter zu beschleunigen, hat man die Sandsteine der alten Kirche einfach wiederverwendet. Was dann an Baumaterial noch fehlte, wurde mit einer Rutsche direkt von Steinbruch zur Baustelle befördert.

Die Mühe hat sich gelohnt: Nach nur vier Jahren konnte am 1. August 1904 die neue Peterskirche geweiht werden. Der Mainzer Bischof Kirstein, eigens zur Weihe an die Bergstraße gereist, schwärmte in seiner Predigt: „In dem so reichen Gottesgarten der Bergstraße hat Menschenhand den Dom von Heppenheim errichtet, dessen majestätische Kuppel zum Himmel hinan strebt.“ Damit war es „amtlich“: Heppenheim besitzt den einzigen Dom der Welt, der nie eine Bischofskirche war. 

Die Gäste reisten sogar in Sonderzügen an, um die Kuppel, die Nischen, die Altäre und Kapellen zu bestaunen.

Mehr als 60 Meter erhebt sich die Kuppel über die Altstadt. 1500 Gläubige finden in der Kirche Platz.

Die „Dom“-Weihe war das größte Fest, das Heppenheim je erlebt hat. Die Gäste reisten in sogar Sonderzügen an, um die neue Kirche zu bestaunen.

Und diese enttäuschte nicht. St. Peter bietet in drei Schiffen Platz für 1500 Gläubige. Die Kuppel ist eine Sensation. Überall finden sich Nischen, Seitenaltäre, Kapellchen  und natürlich Kunst. Moderne wie uralte. Einfach bezaubernd: Der spätgotische Liebfrauenaltar und die schlichte gotische Madonna. Sie wird schöner mit jedem Schritt, den man näher kommt.

Kirchenfakten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*