Neidenstein: Das Grab des Generals

Das Epitaph des Eberhard
Friedrich von Venningen.

Da steht er nun, der General Eberhard Friedrich von Venningen, mit stolzer Brust auf seinem Sockel. Und im Hintergrund meint man ein leises Kichern zu hören. „Der Eberfritz war nicht häßlich für einen Mann, aber er wäre keine schöne Jungfer gewesen“, gluckste Elisabeth Charlotte von der Pfalz in ihren Briefen. Die Liselotte und der Eberfritz waren lebenslang beste Freunde.

Auch wenn sie sich später kaum noch trafen, weil zwischen ihnen der Pfälzer Erbfolgekrieg tobte. Heute ruht Liselotte in der Kathedrale von Saint-Denis. Und ihr Eberfritz wacht über die schöne evangelische Barockkirche von Neidenstein. Zu Besuch bei den Kraichgau-Rittern.

Unten schlängelt sich die Schwarzbach, oben erhebt sich die Ritterburg.

Von all den reizvollen Winkeln, die der Kraichgau zu bieten hat, ist Neidenstein der romantischste. Unten schlängelt sich die Schwarzbach durch fruchtbare Hügel. Oben auf dem Galgenberg erhebt sich die Ritterburg aus dem 14. Jahrhundert. Sie ist nie zerstört worden und immer in Familienbesitz geblieben. Bis heute leben hier die Freiherrn von Venningen. Das Dorf Neidenstein hat sich später am Fuß der Burg angesiedelt.

Die Burg Neidenstein.
Ein romantischer Winkel.

In der Renaissance entdeckten die Ritter die Macht der Bildung. Man las und studierte. Als Martin Luther 1518 in Heidelberg seine revolutionäre Theologie vorstellte, war auch ein Baron von Venningen live dabei. Schon 1522, so sagt man, habe er in Neidenstein die lutherische Reformation eingeführt. Bis heute glauben die meisten Neidensteiner treu protestantisch.

Eine Kirche im modernen Stil des Barock, aber lutherischer Konfession.

Als das 18. Jahrhundert dämmerte, lag der Kraichgau verheert. Der Pfälzer Erbfolgekrieg hatten die Hügel ausgeblutet. Doch an der Schwarzbach blickte man schon wieder nach vorn: Neidenstein brauchte eine neue Kirche. Im modernen barocken Stil, aber natürlich lutherischer Konfession. Das war anspruchsvoll. Zwar lag die Reformation schon zweihundert Jahre zurück, doch eine evangelische Architektur gab es noch nicht. Die Barockkirche von Neidenstein, erbaut 1770, ist so etwas wie der Prototyp protestantischen Bauens.

Neidenstein ist ein frühes Beispiel
protestantischen Bauens
.

Den zentrale Mittelpunkt bildet die filigrane hölzerne Kanzel, zu der eine geschwungene Treppe hinaufführt. Der Prediger steht auf Augenhöhe mit zwei tiefen, ausladenden Emporen. Ursprünglich umrahmten sie die Kanzel komplett. Bei der Renovierung 1975 sind die Emporen jedoch geschrumpft. Die Sitzplätze oben waren den Männern vorbehalten, die Frauen saßen unten. Auch die Orgel, heute eine hübsche Steinmeyerin von 1905, hat ihren Platz traditionell auf der Empore. Nur der Altar wirkt ein wenig verlassen inmitten des Emporen-Kanzel-Gebirges.

Finanziert hat die herrschaftliche Grablege die Witwe des General Eberfritz.

An den Wänden: Sandsteingrabmale
aus dem 15. Jahrhundert.

Dem General zur Seite gestellt hat man das traumschöne Renaissance-Epitaph des Ottheinrich von Venningen von 1611. Die Wände schmücken 14 wunderbare gotische Sandsteingrabmale aus dem 15. Jahrhundert.

Finanziert hat die herrschaftliche Grablege natürlich nicht das Dorf Neidenstein sondern wahrscheinlich Eva Elisabeth von Venningen, die Gattin von General Eberfritz. Er scheint es verdient zu haben. „Den Venninger kenn ich all mein Leben“, schrieb Liselotte. „Ich halte ihn für einen aufrechten, ehrlichen Menschen“.

Kirchenfakten
Name: Evangelische Kirche Neidenstein
Adresse: Kirchgraben 1, 74933 Neidenstein
Konfession: evangelisch
Baujahr: 1700
Baustil: Barock
Kunstschätze:
– Barock-Epitaph des Generals Eberhard Friedrich von Venningen
– Renaissance-Epitaph des Ottheinrich von Venningen
– 14 Grabplatten aus Sandstein mit gotischen Minuskeln
Öffnungszeiten: Nach Vereinbarung
Kontakt: Evangelisches Pfarramt, Eschelbronn, Neidensteiner Str. 7, 74927 Eschelbronn
Telefon: 06226 / 41856
E-Mail: eki.eschelbronn-neidenstein@t-online.de
Internet: kirche-eschelbronn-neidenstein.de

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