Mannheim: Drei Weltreligionen in 20 Minuten

Dramatisch schön:
Die Mannheimer Jesuitenkirche

Mannheim war einst eine der schönsten Städte der Welt. Die Quadratestadt besaß das zweitgrößte Barockschloss, eine herrliche Parklandschaft entlang des Rheins und galt als Weltzentrum für Wissenschaft und Kunst.

Voltaire reiste regelmäßig hierher. Mozart wäre gern für immer geblieben, aber niemand bot ihm eine Stelle an. So sehr strahlte Mannheim.

Von all diesem Glanz ist nichts geblieben. Die Brandbomben des Zweiten Weltkriegs haben die Stadt zu 80 Prozent ausgelöscht. Heute versteht sich Mannheim als Protoyp einer modernen Multi-Kulti-Metropole. Was auch seinen Reiz hat. Ein Kirchenspaziergng durch die Quadratestadt, wo man die Gotteshäuser von drei Weltreligionen in zwanzig Minuten kennenlernen kann.

Nach 206 Jahre im Sarg ist Kurfürst Carl Philipp noch immer taufrisch

Der geöffnete Sarg
im Jahr 1948

An einem dunklen Januarabend des Jahres 1948 tasteten sich zwei Handvoll Honoratioren hinab in die Krypta der Mannheimer Jesuitenkirche. Licht gab es keines, die Barockkirche lag zerstört. Nur der kleine Friedhof unter dem Altarraum existierte noch. Dort hinunter hievten die Herren zwei Särge: Kurfürst Carl Philipp und seine große Liebe Violanta von Thurn und Taxis.

Zweihundert Jahre hatte das Paar traut in der Gruft der Schlosskirche geruht. Dann war das Mannheimer Schloss von den Bomben wegrasiert worden, und die Zinksärge standen bloß. Das Diadem der Fürstin ist nie wieder aufgetaucht. Um weiteren Missbrauch zu verhindern, sollten die Durchlauchte jetzt in die Jesuitenkirche umgebetet werden. Zuvor jedoch wollten die Würdenträger der Stadt noch einen Blick hinein werfen in die Särge.

Sogar die Gesichtszüge des Kurfürsten kann man noch erkennen

„Da lag einbalsamiert und mumifiziert der Kurfürst im schwarzen Ordenskleid“, notierte Erna Reidel in der „Badischen Heimat“, Jahrgang 1952. „In wohlerhaltener Kleidung und fast neu erscheinenden Schnallenschuhen.“ Auf einer Fotografie vom offenen Sarg kann man sogar die Gesichtszüge des Kurfürsten erkennen. 206 Jahre nach seinem Tod. „Violanta war nicht einbalsamiert, sondern ist in ihrem Sarg verwest“, schreibt Erna Reidel.

Carl Philipps Zinksarg
in der Gruft

Der Kurfürst und seine Violanta sind längst in ihre Gruft unter der Schlosskirche zurückgekehrt. Denn schon 1947 entschieden die Mannheimer – Gott sei Dank -, ihr zerstörtes Schloss wiederaufzubauen. Mitsamt der Schlosskirche, die heute der altkatholischen Gemeinde als Pfarrkirche dient. Man kann die prunktvollen fürstlichen Zinksärge besichtigen, wenn man im Pfarramt darum bittet. Damit beginnt unsere Wallfahrt.

Station 1: Die Schlosskirche

Wir schreiben das Jahr 1720. Der katholische Kurfürst Carl Philipp hat die Nase endgültig voll vom calvinistischen Heidelberg, das ihm partout nicht die Heiliggeistkirche als Schlosskirche überlassen will. Da das Heidelberger Schloss sowieso nur noch Ruine ist, beschließt Carl Philipp, sich eine neue Residenz zu bauen. Draußen in der Rheinebene beim Dörfchen Mannheim war genügend Platz für ein deutsches Versailles.

Mannheim besaß einst das
zweitgrößte Schloss der Welt

600 Zimmer zählte das Mannheimer Schloss in seiner Blütezeit. Carl Philipp achtete penibel darauf, dass es genau ein Fenster mehr besaß als Versailles. 900 Lakaien bedienten die kurfürstliche Familie. Das Schloss stand an der höchsten Stelle der Stadt, die zeitgleich aus dem Boden gestampft wurde. Schön symmetrisch. Alle Straßen der Innenstadt sind als Quadrate angelegt, die Adressen folgen dem Alphabet. Quadrat A 1 liegt dem Schloss direkt gegenüber.

Kurfürst Carl Philipp war schon über 50 Jahre alt, als er den Grundstein für das Mannheimer Schloss legte. Ihm war klar, dass er die Fertigstellung – 40 Jahre später – nicht erleben würde. Deshalb ließ der Kurfürst zuerst eine Schlosskirche erbauen, als künftige Grablege der Pfalzgrafen bei Rhein. Die Schlosskirche fügte sich so nahtlos in das Gesamtensemble ein, dass man noch heute Mühe hat, sie als Gotteshaus zu identifizieren.

„Lieber wollte ich ein paar Finger verlieren, als eine Christmette in Mannheim“

Die Mannheimer Schlosskirche
erkennt man nicht sofort

Das Portal öffnet sich in eine lichte, eleganten Halle mit imposantem Hochaltar und üppigem Deckengemälde. Ein schönes Gotteshaus. Das Original im Stil des leichten französischen Barock muss sensationell gewesen sein.

Den Hochaltar umrahmte einst eine gewaltigen Empore, auf der das berühmte Mannheimer Orchester Platz nahm. „Ich wollte lieber ein paar Finger verlieren, als die Christmette in der Hofkirche zu Mannheim“, notierte der Dichter Christoph Martin Wieland anno 1777.

Die dem Altar gegenüberliegende Empore trug die verglaste und beheizbare Loge, von der aus der Kurfürst dem Gottesdienst folgte. An der Decke über ihm öffnete sich eine Scheinkuppel direkt in einen zartblauen Himmel hinein, bevölkert von tausenden von Engeln und Heiligen. Cosmas Damian Asam, der bekannteste Freskenmaler seiner Zeit, hatte dieses Meisterwerk geschaffen. Tout perdu. Das heutige Deckenfresko stammt von einem Ladenburger Maler.

In der Schlosskirche betet heute die Altkatholische Gemeinde

Über dem Hochaltar war
früher die Orchester-Empore

Im Original überlebt hat lediglich das Giebelrelief von Paul Egell über dem Eingang der Schlosskirche. Es zeigt die göttliche Dreifaltigkeit.

Seit 1874 wird die Schlosskirche von der alt-katholischen Gemeinde genutzt. Die Altkatholiken haben sich von der Kirche Roms getrennt, weil sie nicht an das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes glauben. Die altkatholische Kirche ist synodal verfasst und weiht auch Frauen. Die Priester werden von ihren Gemeinden gewählt und dürfen heiraten. In Deutschland glauben etwa 16 000 Menschen altkatholisch.

Station 2: Die Jesuitenkirche

Tritt man von der Schlosskirche hinaus auf den Ehrenhof, so kann man schon einen ersten Blick auf die stattliche Kuppel der Jesuitenkirche erhaschen. Auch dieses Gotteshaus ist ein Nachbau.

Auch die Jesuitenkirche
lag in Schutt und Asche

Ursprünglich war die Jesuitenkirche direkt mit dem Schloss verbunden. In dem seitlichen Verbindungstrakt lebten die Patres der Gesellschaft Jesu. Die Jesuiten hatten den jungen Carl Philipp zuhause in Düsseldorf erzogen. Bis zu seinem Tod blieben sie die engsten Berater des frommen Kurfürsten. Carl Philipp war bekannt dafür, dass er stundenlang ausgestreckt auf dem Boden seiner Schlosskirche betete.

Anfang des 20. Jahrhunderts beschlossen die Mannheimer, eine Autobrücke über den Rhein nach Ludwigshafen zu bauen. Der „Jesuitentrakt“ des Schlosses war im Weg. Seither braust die Bismarckstraße vierspurig zwischen Schloss und Kirche.

Die Basilika mit den wohl schmalsten Schultern der Welt

Der Hochaltar wurde
1986 „nachgeschöpft“

Die Weihe seiner „Jesuitenkirche“, die das Barockschloss vollenden sollte, hat Carl Philipp nicht mehr erlebt. Das Gotteshaus wurde erst neunzehn Jahre nach seinem Tod fertiggestellt. Mit Ach und Krach. Denn inzwischen war der Hof schon arg knapp bei Kasse. 300 000 Gulden hatte man für den Schlossbau veranschlagt. 2, 1 Millionen Gulden hat er verschlungen. Alles Steuergelder.

Nicht das einzige Problem. Auch der Bauplatz war eigentlich viel zu schmal für eine Fürstenkirche. Architekt Allesandro Galli da Bibiena quetschte das Querschiff extrem zusammen und stülpte eine Kuppel darüber. Die Basilika mit den wohl schmalsten Schultern der Welt.

In der Jesuitenkirche glänzten Gold und Marmor, wohin man auch sah. Die Decke hatte wieder Cosmas Damian Asam bemalt, diesmal zusammen mit seinem Bruder Egid Quirin. Die Fresken schilderten das Leben des heiligen Ignatius von Loyola, der den Jesuitenorden gegründet hat, und des heiligen Franz Xaver. Die beiden Jesuiten wachen bis heute als Patrone über die Kirche.

Der Tod kam in den frühen Morgenstunden des 6. September 1943

Die Jesuitenkirche 1943.
Reif zum Abbruch.

In den frühen Morgenstunden des 6. September 1943 durchschlug eine Fliegerbombe die Kuppel der Jesuitenkirche und zermalmte den Marmoraltar. Am 13. Januar 1945 fiel eine Sprengbombe durch das offene Kuppeldach und vollendete das Zerstörungswerk. Die Jesuitenkirche war eigentlich reif zum Abbruch.

Doch Mannheims Handwerker bauten sie Stein für Stein wieder auf. Angefeuert von den Gebeten der zurückgekehrten Jesuiten. „Jeden Tag, bei jedem Wetter, sommers wie winters feierte Pater Franz Meßbacher in den Ruinen eine Heilige Messe“, heißt es in der Chronik. Am 6. November 1960 konnte der Freiburger Erzbischof Herrmann Schäufele die „neue“ Jesuitenkirche weihen.

Ihr Altar war schrecklich. Ein unbedeutendes, staksiges Provisorium im Stil der Fünfziger Jahre, das sich im gewaltigen Chor verlor. Doch was sollte man tun? Einen modernen großen Hochaltar in Auftrag geben? Oder aber den ursprünglichen Barockaltar nachbauen? Zwanzig Jahre zog sich die Diskussion hin.

Das „Wunder von Mannheim“ war 1997 vollendet

Der Hochaltar ist eine
kunstgeschichtliche Sensation

Erst im Juli 1986 verkündete das Landesdenkmalamt: Die Mannheimer Jesuitenkirche erhält eine „schöpferische Kopie“ ihres ehemaligen Hochaltars. Als Vorlage sollten zwei vergilbte Fotografien dienen. Eine Sensation.

Elf Jahre und 16 Millionen Euro verschlang die in der Kunstgeschichte einmalige Nachschöpfung. 1997 war „das Wunder von Mannheim“ vollendet: Ein riesiger freistehende Hochaltar, 243 Tonnen schwer und ausschließlich aus historischen Materialien gefertigt. Den Mittelpunkt des „neuen“ Altars bildet ein Tabernakelhaus. Seine Tür ziert ein goldenes Lamm. Es ist das einzige barocke Original, das die Zerstörung überlebt hat.

Station 3: Pater Alfred Delp

Die zerklüftete Büste schuf
Karlheinz Oswald

Rechts neben dem Altarraum steht eine moderne Büste. Das Gesicht wirkt zerklüftet. Die Skulptur ist ein Verneigung vor dem Jesuitenpater Alfred Delp. 1907 wurde er in Mannheim geboren, 1944 von den Nationalsozialisten in einem Berliner Gefängnis ermordet.

Pater Delp stammte aus einfachsten Verhältnissen. Obwohl das Kind katholisch getauft worden war, erzog ihn die Familie evangelisch und ließ ihn sogar konfirmieren. Doch dann erkannt ausgerechnet der katholische Dorfpfarrer das intelektuelle Potential des Jungen und förderte ihn.

Nach dem Abitur auf einem katholischen Internat trat Alfred Delp ins Noviziat der Jesuiten ein. Er studierte Theologie in München und profilierte sich – mitten im Nazi-Deutschland – als Vordenker in Fragen der christlichen Soziallehre. Delps Grundgedanke: Ein Mensch muss ein Minimum an menschenwürdigem Lebensraum haben, um Gottes überhaupt fähig zu sein.

Alfred Delp vor dem
Volksgerichtshof

Mit gefesselten Händen schrieb Alfred Delp sein berühmtes Tagebuch

Delps Lösung: Eine neue Gesellschaftsform jenseits von Kapitalismus und Marxismus.  Er nannte sie „Personalen Sozialismus“ und brannte darauf, dieses System nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes, den er schon bald erwartete, in einem demokratischen Deutschland zu installieren.

Am 28. Juli 1944, nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler, verhaftete die Gestapo Pater Delp in München und brachten ihn in die Haftanstalt Berlin-Tegel. Man folterte ihn. Man ließ ihn monatelang in Einzelhaft vegetieren. Sein Ringen mit Gott in dieser Zeit dokumentieren Tagebuchnotizen, die Delp mit gefesselten Händen schrieb und aus dem Gefängnis schmuggeln konnte. Im Dezember 1944 legte Alfred Delp im Gefängnis die ewige Profess ab. Am 31. Januar 1945 wurde der Pater am Galgen ermordet. Er war 37 Jahre alt.

Station 4: Quer durch die Quadrate

An der Jesuitenkirche biegt unser Weg nach links.  In B4 steht das Ursulinenkloster mit angeschlossenem Gymnasium. Nur mehr drei Schwestern zählt der Konvent. Die Schulleitung liegt in den Händen einer Oberstudiendirektorin.

In B5 passieren wir „Santclara“, das ökumenische Bildungszentrum. Die kleine „Ökumene-Glocke“ an der Fassade läutet jeden Tag um fünf nach zwölf, sobald das Mittagsläuten der Jesuitenkirche verstummt ist.

Die Ökumeneglocke läutet
täglich um fünf nach zwölf

Trinitatis: Sichtbeton kombiniert mit Lichtexperimenten

Spannend wird es in G4. Hier steht seit 1709 die evangelische Trinitatis-Kirche. Sie illustriert den anderen Weg, den Mannheim nach dem Krieg hätte gehen können. Auch Trinitatis lag in Trümmern.

Doch die Protestanten schöpften nicht barock nach, sondern ließen vom ambitionierten Architekten Helmut Striffler eine supermoderne Kirche entwerfen: Puristischer Sichtbeton kombiniert mit Lichtexperimenten. „Alles Ma­te­rial tritt un­ver­klei­det auf. Die la­pi­da­ren Ge­gen­sätze von Stein, Glas, Holz und Me­tall be­herr­schen den Bau und geben ihm ar­chai­sche Würde. Klein­li­che Zutat fehlt gänz­lich“, sagte Striffler bei der Einweihung 1959.

Die Tri­ni­ta­tis­kir­che fand in Ar­chi­tek­ten­krei­sen welt­weit Be­ach­tung. Bis heute pilgern Fans wegen dieser Kirche nach Mannheim. 1995 schaffte es Trinitatis als eine von ganz wenigen Beton-Kirchen in die oberste Denkmalschutz-Kategorie.

Avantgarde: Helmut Strifflers
Trinitatis-Kirche

Leider steht das Gotteshaus an der falschen Stelle. In den G-Quadraten leben fast nur noch türkischstämmige Mannheimer. Gottesdienste gibt es in Trinitatis schon lange keine mehr. Die Gemeinde fehlt. Bald soll ein Tanztheater einziehen.

Nur die Hälfte der Mannheimer glaubt katholisch oder evangelisch

Knapp 300 000 Einwohner zählt Mannheim. Davon sind nur mehr 27,8 Prozent katholisch und 22,7 Prozent evangelisch. Die andere Hälfte gehört einer anderen Religion oder Konfession an. Oder sie lebt ohne Gott. Eine säkulare Stadtgesellschaft. 43,6 Prozent der Mannheimer haben Migrationshintergrund. Die größte Gruppe stammt aus der Türkei. Es gibt aber auch viele Polen, Italiener, Rumänen und Bulgaren.

Die „archaische Würde“ des Beton

„Die Filsbach“, wie die Mannheimer die Quadrate F, G und H nennen, ist fest in türkischer Hand. Doch mitten zwischen Lahmacun, Baklava und Brautmoden steht die Synagoge. Seit 24 Jahren erhebt sich das jüdische Versammlungshaus mit seiner eindrucksvollen Kuppel über dem Quadrat F3.

Im großen Saal der jüdischen Gemeinde werden gern türkische Hochzeiten gefeiert

Bislang klappt das Zusammenleben problemlos. Im großen Saal der jüdischen Gemeinde werden sogar gern opulente türkische Hochzeiten gefeiert. Trotzdem parkt stets ein Streifenwagen vor der Synagoge.

Die jüdische Synagoge ist umgeben von türkischen Restaurants

Etwa 500 Mitglieder zählt die jüdische Gemeinde Mannheims heute. Die Hälfte stammt aus der ehemaligen Sowjetunion. Vor der Shoa lebten mehr als 7000 Juden in der Quadratestadt. Außer einem winzigen Glöckchen von einem silbernen Tora-Behälter ist nichts von diesem blühenden Gemeindeleben geblieben. Das ist die Vergangenheit. In der Gegenwart sind Führungen durch die Synagoge sehr gefragt. Man muss sich langfristig anmelden.

Station 5: Das Finale am Ring

Die katholische Kirche St. Sebastian, das
älteste Originalbauwerk Mannheims

Am Marktplatz treffen wir das älteste Originalbauwerk Mannheims: Die katholische Pfarrkirche St. Sebastian wurde 1706 zusammen mit dem damaligen Rathaus als barocker Doppelbau errichtet. Vom einst prachtvollen Innenleben der Kirche ist leider kaum etwas erhalten. Lediglich der linke Seitenaltar stammt noch aus dem Jahr 1778. Er enthält eine Reliquie des heiligen Theodor, die Kurfürst Karl Theodor in Rom erworben hat. Die bildhübsche klassizistische Madonna mit Kind schuf Peter Anton von Verschaffelt.

„Mannheimer Symmetrie“ Teil zwei gibt es jenseits der „Breiten Straße“: Die evangelische Konkordienkirche, das Die Konkordienkirche, das größte evangelische Gotteshaus in der Innenstadt, teilt sich seit 1717 das Gebäude mit der Mozart-Grundschule. Konkordien ist stolz darauf, den höchsten Kirchturm der Quadratestadt zu besitzen.

Immer im Januar verwandelt sich die Konkordienkirche im ein „Restaurant“ für die Ärmsten der Armen

Alljährlich im Januar verwandelt sich die Konkordienkirche für sechs Wochen in die Mannheimer „Vesperkirche“. An langen Tischen servieren mehr als 50 ehrenamtliche Helfer Mittag für Mittag eine kostenlos warme Mahlzeit an die Ärmsten der Stadt. Beim Start der Vesperkirche im Jahr 1998 kamen 60 Essensgäste pro Tag. 2017 waren es mehr als 600. Der Speiseplan ist abwechslungsreich. Ein Team von Profiköchen kocht. Jeden Tag gibt es einen anderen Nachtisch.

Die letzte Station unserer Mannheim-Wallfahrt führt durch die H-Quadrate hinunter zum Luisenring. Hier stehen Auge in Auge die Yavuz-Sultan-Selim-Moschee und die katholische Liebfrauenkirche.

Tausendmal fotografiert sind die beiden Gotteshäuser zum Symbol geworden für den Dialog der Religionen. Mit ihren 2500 Gebetsplätzen war die Moschee lange Zeit das größte islamische Gotteshaus Deutschlands. Seit 2008 gibt es in Duisburg ein größeres.

Der Katholikentag rettete die Liebfrauenkirche. In letzter Sekunde.

Spannendes Miteinander: Die Moschee und die katholische Jugendkirche

Die neugotische Liebfrauenkirche aus dem Jahr 1905 dagegen hat schon lang keine Gemeinde mehr. Die Kircher verfiel vor sich hin, schließlich bestand sogar Einsturzgefahr. Dann kam 2012 der Katholikentag nach Mannheim. Im Vorfeld der Großveranstaltung investierte die Erzdiözese Freiburg 18 Millionen Euro, um 14 Mannheimer Kirchen auf Vordermann zu bringen. Darunter war auch die Liebfrauenkirche.

Seit ihrer Wiedereröffnung ist sie die katholische Jugendkirche für gesamte Rhein-Neckar-Region und nennt sich „Samuel“. Der Prophet Samuel, erzählt das Alte Testament, wurde schon als Jugendlicher von Gott gerufen.

Mannheim ist weltweit zum Symbol geworden für den Dialog der Religionen.

In Samuel geht es bunt zu – und flexibel. Papphocker statt Kirchenbänke und Bands statt Orgel. Als Kerzenständer dient eine alte Badewanne, die mit Sand gefüllt ist. Die Gottesdienste zelebriert Pfarrer Daniel Kunz an einem mobilen Altar aus Plexiglas, der immer an einer anderen Stelle steht. Es soll auch schon Jugendgottesdienste in der Straßenbahn oder im Planetarium gegeben haben.

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